04.12.2024, 09:11
Niederlage in Istanbul wirft Fragen auf
Der FC Bayern München hat seine erste Schwächephase in dieser Saison. Bei Anadolu Efes setzte es die dritte Niederlage in Serie, dabei zeigten sich erneut klare Schwachpunkte in der Verteidigung des deutschen Meisters.
Mit 90:101 unterlagen die Münchner in Istanbul, zeigten sich zur deutlichen Niederlage bei Roter Stern Belgrad am Freitag aber deutlich verbessert. Dabei verlief die erste Halbzeit sehr ähnlich wie in der serbischen Hauptstadt, sogar der Spielstand war nach 20 Minuten der Gleiche wie noch vor vier Tagen (56:48 für die Gastgeber).
Doch im Gegensatz zum Spiel in Belgrad fielen die Münchner nach dem Wechsel nicht zusammen, stattdessen war es Nick Weiler-Babb, der mit fünf verwandelten Dreier die Bayern nach zwischenzeitlichem 16-Punkte-Rückstand wieder auf einen Zähler heranbrachte. "Ich mochte unsere Reaktion im dritten Viertel", sagte Coach Gordon Herbert im Anschluss, erkannte aber auch: "Wir hatten das Momentum zu Beginn des vierten Viertels, aber hatten einige ärgerliche Turnover, das hat uns das Momentum gekostet."
Weiler-Babb schmiss hier innerhalb von 30 Sekunden zweimal die Kugel weg, Anadolu nutzte dies zu vier Punkten und führte bis zum Ende des Spiels immer mit mindestens zwei Ballbesitzen. Bayern leistete sich in den letzten zehn Minuten fünf ihrer 13 Ballverluste, in Verbindung mit der sehr wackligen Verteidigung war so nichts zu holen.
"Unsere Defense im Eins-gegen-Eins muss besser sein", forderte Herbert. "Pick-and-Roll-Defense ist eine Team-Aufgabe. Seit der Nationalmannschafts-Pause haben wir Probleme mit unserer Verteidigung, davor haben wir vier oder fünf Spiele gute Fortschritte gemacht."
Hier fehlt es den Bayern an mehreren Dingen. Zum einen ist Weiler-Babb der einzige gute Verteidiger am Perimeter, zum anderen fehlt ein Center, der den Ring beschützt. Insbesondere das Mismatch gegen Johannes Voigtmann wurde von Anadolu immer wieder gesucht, der Nationalspieler hatte erneut große Probleme vor seinem Mann zu bleiben.
Das galt jedoch auch für die Guards, dazu kamen die teils verschlafenen Rotationen. Ein simples Pick’n’Roll reichte den Gastgebern oft aus, um freie Bahn zum Korb zu bekommen. Die Gastgeber trafen 74,4 Prozent aus dem Zweierbereich, der Großteil davon kam direkt in Korbnähe. So kann man in der EuroLeague kaum gewinnen, auch wenn man selbst 90 Punkte erzielt und Devin Booker (27 Punkte, 12/15 FG) sowie Weiler-Babb fast alles trafen.
"In der ersten Halbzeit haben wir nur zehn Stops in 20 Minuten geschafft", stellte Herbert fest und legte den Finger deutlich in die Wunde. So gut der Start der Münchner in die Saison war, in dieser Verfassung wird das nicht für die Playoffs reichen. Zu ausgeglichen ist diese Liga, in der gleich elf Teams zumindest eine ausgeglichene Bilanz haben.
Derzeit sind die Münchner noch Sechster (8-5) und können sich bisher noch auf ihre Heimstärke (6-0) verlassen. Mit Baskonia (6-7) und Maccabi Tel Aviv (4-9) kommen nun zwei schlagbare Gegner in den SAP Garden, beide Spiele sollte gewonnen werden, um nicht den guten Saisonstart zu torpedieren.
Noch sind die Münchner voll im Soll, dennoch wurde zuletzt deutlich, dass die Bayern an gewissen Stellen noch Nachholbedarf haben. Zwar sind die Bayern das beste Offensiv-Team der Liga, in der Defense sind dagegen nur die Kellerkinder Maccabi, Alba Berlin und Virtus Bologna schlechter.
Vor der Länderspielpause sahen die Bayern defensiv besser aus, dieser Trend setzte sich nicht fort. Ist womöglich auch einsetzende Müdigkeit ein Faktor? Herbert setzt weiterhin auf kleinere Rotationen, teilweise auch erzwungen. Durch den Abgang von Yam Madar gibt es nur noch zwei Spielmacher, auf der Drei sucht Neuzugang Onuralp Bitim noch seine Rolle und Niels Giffey kommt gerade aus einer Verletzung. Kapitän Vladimir Lucic trainiert derweil noch immer nicht, seine Präsenz könnte ebenfalls helfen.
Immerhin scheint Herbert nun auch Kevin Yebo zu vertrauen, der Big Man spielte lange überhaupt keine Rolle, machte seine Sache gegen Vechta und in Istanbul aber ordentlich. Der benötigte defensive Anker ist aber auch er nicht. Ob die Bayern hier noch nachlegen, ist fraglich, vermutlich hat ein weiterer Spielmacher Priorität.
Aber: Dass der Kader gut genug ist, um mitzuhalten, zeigten die ersten Wochen. Mit den beiden EuroLeague-Heimspielen sowie dem Pokal-Viertelfinale gegen RASTA Vechta am Montag (ab 20 Uhr live bei Dyn) stehen richtungsweisende Partien auf dem Programm. "Jetzt müssen wir uns zusammenraufen und uns in der Verteidigung wieder steigern", forderte Booker. Der starke Saisonstart steht schließlich auf dem Spiel.
rar