01.10.2024, 14:13
Griechische Teams dominieren den Transfersommer
Die griechischen Teams in der EuroLeague haben eine lange Historie, zusammen räumten Olympiakos Piräus und Panathinaikos Athen zehn Titel ab. Die Athener sind amtierender Champion, rüsteten aber wie der Lokalrivale noch einmal ordentlich nach. Wie geht das?
Partizan-Coach Zeljko Obradovic gab sich zuletzt ein wenig trotzig. "Budgets spielen nicht immer und die Teams mit dem größten Budget gewinnen auch nicht immer die EuroLeague. Das war schon immer so und das wird auch immer so bleiben", sagte der frühere Pana-Coach in einem Interview mit Euronews Serbia.
So ganz stimmt dies nicht. 2023 triumphierte Real Madrid, ein Jahr später eben Panathinaikos, das nach zwölf Jahren Durststrecke sowie einigen Irrungen und Wirrungen wieder von der Spitze Europas grüßt. Ja, jenes Panathinaikos, das 2022/23 genauso viele Siege wie Alba Berlin holte und nur Vorletzter in der EuroLeague wurde.
Wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten wurden sogar zwei Siege abgezogen und eine Rekordstrafe von 750.000 Euro verhängt. Panathinaikos, das war über einige Zeit das "schwarze Schaf" in Europa, wie selbst der extrovertierte Vorsitzende Dimitris Giannakopoulos zugeben musste. Der Geschäftsmann, der mehrere hundert Millionen Euro schwer ist, ist so etwas wie der Puls des Klubs, seine Rückkehr im Jahr 2022 leitete für das schwankende Schiff Pana den Umbruch ein.
Panathinaikos boomt, über 11.000 Dauerkarten wurden verkauft. Für diese Saison ist laut griechischen Medien ein Budget von über 50 Millionen Euro veranschlagt, 35 davon fließen in die Mannschaft, die vor einem Jahr komplett umgekrempelt wurde. "Wir haben dem Coach gesagt, dass er alles bekommt, was er möchte", sagte Giannakopoulos in jenem Sommer und meinte damit Ergin Ataman, der als einer der besten Coaches Europas gilt und unter anderem Anadolu Efes zu Back-to-Back-EuroLeague-Titeln führte.
Dazu kamen Stars wie Kostas Sloukas, Mathias Lessort sowie die Ex-NBA-Spieler Kendrick Nunn oder Juancho Hernangomez. Panathinaikos sollte zurück an die Spitze - und das mit aller Macht. Dafür nahm Giannakopoulos Verluste in Kauf, für ihn ist es ein Investment in die Zukunft, denn der 50-Jährige hat große Pläne mit dem Traditionsverein.
"Panathinaikos soll in Zukunft Gewinne verbuchen, das habe ich jedem klargemacht", so Giannakopoulos. "Wir müssen Wege finden. Wer 15 bis 20 Millionen Euro Verlust für einen EuroLeague-Titel macht, ist ein Idiot", so das Fazit. Es ist davon auszugehen, dass Giannakopoulos derzeit noch ein solcher ist, zumindest fruchtete der Kader-Umbruch und auch in der anstehenden Saison ist Pana einer der Favoriten auf die europäische Krone.
Im Sommer wurde dennoch wieder ordentlich zugelangt. Aus der NBA kamen mit Ömer Yurtseven und Cedi Osman zwei Landsmänner von Coach Ataman sowie der erfahrene Spielmacher Lorenzo Brown. Auf dem Papier ist der Kader noch einmal besser und auch noch einmal teurer, womit ein weiteres Verlustjahr droht.
Aber: Die Weichen für die Zukunft werden bereits gestellt. Der Staat übertrug dem Verein bereits vor einem Jahr die Rechte an der OAKA-Arena (Kapazität: knapp 20.000 Zuschauer), diese soll nun Stück für Stück renoviert werden und dem Klub eine weitere Einnahmequelle bescheren. Pana erhält alle Einnahmen aus dem Ticketing sowie den Parkgebühren, dazu kommen 70 Prozent der Einnahmen von anderen Events.
Ein Meilenstein, der die Grünen auch von ihrem nicht weniger ambitionierten Rivalen unterscheidet. Die Rot-Weißen aus der Hafenstadt Piräus haben ähnliche Pläne mit ihrer Halle, noch ist diese aber in den Händen des Staats, weswegen man den Hauptstädtern ein Stück weit hinterherhinkt.
Gleichzeitig ist diese Saison aber auch die 100. in der Geschichte des Klubs, entsprechend soll Erfolg her. Der EuroLeauge-MVP von 2023, Sasha Vezenkov, kehrte aus der NBA zurück, in Piräus wird der Bulgare Medienberichten zufolge rund vier Millionen Euro netto (!) bekommen. Zum Vergleich: In der NBA werden die Gehälter stets brutto angegeben, entsprechend konnte es sich Vezenkov leisten, auf sein NBA-Salär zu verzichten, um nach Europa zurückzukehren.
Auch Evan Fournier, ein weiterer Rückkehrer aus der NBA, zählt zu den teuersten zehn bis 15 Spielern in Europa, was noch einmal unterstreicht, welch finanziellen Kraftakt Piräus in diesem Sommer durchführte, um ja nicht den Anschluss an den ewigen Rivalen zu verlieren.
So waren es die griechischen Teams, die in diesem Sommer den Transfermarkt dominierten. Es zeigt aber auch noch einmal, wie schwer es ist, in die europäische Spitze vorzudringen, wenn sich Jahr für Jahr ein Klub findet, der groß investieren möchte. Es ist eine Erinnerung an den FC Bayern, der zwar nun auch eine neue Arena hat, die aber nur 11.000 Zuschauer fasst und dem Verein gar nicht gehört.
Obradovic hat schon recht, wenn er sagt, dass Budgets keine Titel gewinnen. Doch Budgets sind es auch, die den Unterschied in der Spitze ausmachen können. Auf Dauer setzt sich Geld dann eben doch durch und derzeit fließt dies vor allem in Griechenland.
Robert Arndt