10.01.2025, 10:56
Mittelmäßige Klasse 2024
Die Rookie-Klasse 2024 wurde von Experten als nicht sonderlich hochkarätig beschrieben und wird diesem Ruf bis dato gerecht. Star-Power findet sich nahezu gar nicht, zumal einige der Top-Talente wenig bis gar nicht spielen. Es gibt jedoch auch Lichtblicke - wir stellen die zehn besten Rookies der bisherigen Saison vor.
Gut möglich, dass Jared McCain diese Liste anführen würde, wenn er sich nicht verletzt hätte - der Guard war in seinen 23 Spielen der beste Scorer aller Rookies (15,3 Punkte) und der Hoffnungsschimmer in Philly, als dort sonst noch nichts funktionierte. Nach seinem Meniskusriss ist mittlerweile klar, dass er in dieser Spielzeit nicht mehr zum Einsatz kommt.
9,8 Punkte, 46,6% FG, 35,5% 3FG, 3,3 Rebounds (36 Spiele)
Die Honeymoon-Phase ist seit einer Weile vorbei - Knechts Minuten sind weniger geworden, ein 20-Punkte-Spiel hatte er seit dem 29. November nicht mehr (davor immerhin vier). Seine defensive Anfälligkeit ist deutlich schwerer zu ignorieren, wenn der Wurf nicht fällt … und das tat er zuletzt nicht.
Nach 46% Dreierquote im November traf Knecht im Dezember 15,6%! Der Wurf ist seine Daseinsberechtigung auf dem Court, das muss also wieder besser werden. Das sollte es allerdings auch. 5/11 über die letzten drei Spiele machen zumindest etwas Hoffnung, dass er seinen Rhythmus langsam wiederfindet.
9,3 Punkte, 42% FG, 35,9% 3FG, 4,3 Rebounds, 4,1 Assists, 1,7 Turnover (35 Spiele)
Der vielleicht beste Passer dieses Jahrgangs. Carrington ist als Scorer nicht konstant gefährlich, weder von draußen noch in Korbnähe, sein Spielverständnis und seine Entscheidungsfindung im Pick’n’Roll jedoch sind seinen 19 Jahren voraus. Erfreulich ist vor allem, wie gut er auf den Ball aufpasst - über seine letzten sechs Spiele etwa verteilte er 36 Assists bei bloß 5 Ballverlusten.
Über die vergangenen Wochen schien auch der Dreier besser zu werden, bei seinen Pullups trifft Carrington bereits sehr gute 40%. Wenn er das bestätigen und sein Volumen steigern kann, würde er noch mehr aussehen wie der veritable Point Guard der Zukunft in der US-Hauptstadt.
6,4 Punkte, 50,6% FG, 43,1% 3FG, 2 Rebounds, 1,7 Assists (34 Spiele)
An Position 38 haben die Thunder offensichtlich schon wieder einen Spieler gedraftet, der gut verteidigt, driven kann und effizient seine Würfe trifft, auch wenn er nicht viele davon nimmt (1,5 Dreier pro Spiel). Als hätte dieses Team nicht ohnehin genug davon.
Eigentlich war der Wing nur als Two-Way-Contract eingeplant, steht nun aber seit Saisonbeginn ziemlich regelmäßig 15 bis 20 Minuten auf dem Court. Höchstwahrscheinlich werden die Thunder den Vertrag zeitnah in einen Standard-NBA-Vertrag umwandeln müssen. Die Armen!
10,7 Punkte, 40,6% FG, 28,5% 3FG, 3,4 Rebounds, 1,2 Assists (38 Spiele)
Der Nr.1-Pick startet für ein solides Hawks-Team und zeigt einigermaßen regelmäßig, warum er so hoch gepickt wurde: Eine schöne Wurfbewegung, brauchbare Athletik, Wing-Gardemaße und ein für sein Alter gutes Spielverständnis.
Er ist aber auch enorm unkonstant. Noch immer erreicht Risacher keine 50% True Shooting (womit er in dieser Klasse in guter Gesellschaft ist). Die Hawks sind um 4,9 Punkte besser, wenn er nicht auf dem Court steht, allerdings haben sie insbesondere auf dem Flügel auch eine starke Bank.
Das ist fürs Erste ohnehin zu vernachlässigen. Risacher hat einige Werkzeuge, ein klassischer Nr.1-Pick ist er aber - wie angekündigt - nicht. In allererster Linie muss er seinen Wurf dauerhaft finden, um diese Entscheidung der Hawks zu rechtfertigen.
8,8 Punkte, 41,7% FG, 31,7% 3FG, 4,1 Rebounds, 1,7 Assists (35 Spiele)
Nach (unter anderem) den Ausfällen der Wagners hat sich die Rolle da Silvas erneut verändert, deutlich mehr ist er seither als Scorer gefragt. Teilweise geht das gut auf: Einige der Siege, die die Mash-Unit der Magic zuletzt holen konnten, gingen auch auf sein Konto (u.a. Spiele mit 25 und 21 Punkten gegen Toronto und Brooklyn).
Ein paar Nullnummern waren aber auch dabei. Da Silvas Wurf fällt weiter nicht wirklich konstant, langfristig sollte sich das ändern. Konstant überzeugend sind dafür sein Spielverständnis und seine Passfähigkeiten - der 23-Jährige begeht sehr wenige Fehler und sollte eine Rolle auch dann weiter spielen, wenn das Team irgendwann mal komplett ist.
10,7 Punkte, 38,3% FG, 25,4% 3FG, 2,4 Rebounds, 3,7 Assists, 1,8 Turnover (36 Spiele)
Seit der Rückkehr von Jeremy Sochan ins Lineup kommt Castle überwiegend wieder von der Bank und sieht weniger Minuten als in den Wochen zuvor. Castle sieht deutlich besser aus, wenn er den Court mit Chris Paul teilt und dadurch mehr off-ball eingesetzt wird, wo er seine Stärken besser ausspielen kann (+6,4 in den gemeinsamen Minuten).
Castle ist ein Top-Athlet für einen Guard - 41% seiner Abschlüsse nimmt er am Ring. Er muss dort effizienter werden, dennoch ist dieser Aspekt seines Spiels - kombiniert mit gutem Passing - der bisher beste Teil seiner Offense. Der Wurf wackelt enorm, auch wenn Castle es immerhin versucht (3,7 Versuche pro Spiel), und wird mitentscheiden, ob er perspektivisch ein Lead-Guard werden kann.
Defensiv ist er schon jetzt ziemlich weit - switchable und kräftig, mit gutem Spielverständnis. Als aggressiver Point-of-Attack-Defender dürfte er an diesem Ende langfristig ein guter Partner für Victor Wembanyama sein.
11,7 Punkte, 40,8% FG, 31,2% 3FG, 6,5 Rebounds, 2,3 Assists, 1,6 Blocks (31 Spiele)
Wie schaurig die ersten Saisonwochen in Sachen Effizienz für den Franzosen waren, deutet folgender Fakt an: Trotz einer 45,5%-Quote von Downtown im Dezember steht Sarr über die Saison bei einem True-Shooting-Wert unter 50%, weit vom Liga-Durchschnitt entfernt. Dennoch: Es geht offensichtlich voran beim Rookie des Monats Dezember.
13,8 Punkte, 6,3 Rebounds, 2,1 Assists und 1,7 Blocks legte Sarr über diesen Monat auf. Er führt den Jahrgang bei den Blocks an und ist auf dem Weg, sein Topscorer zu werden. Dass er nur 65% seiner Freiwürfe trifft, ist zwar Grund zur Sorge bezüglich seiner allgemeinen Wurffähigkeiten, ein gewisses Potenzial ist aber immerhin mittlerweile ersichtlich.
Momentan darf sich Sarr bei den "Lizards" ohnehin ausprobieren. Eines Tages wird das Team herausfinden müssen, welche Rolle zu ihm passt und ob er kräftig genug werden kann, um dauerhaft auf der Fünf zu spielen, aber noch sind wir von diesem Tag weit entfernt. Behält er die aktuelle Produktion bei und wird etwas effizienter, hat er am Ende gute Karten auf die ROTY-Ehre.
10,3 Punkte, 59,6% FG, 41,7% 3FG, 7,5 Rebounds, 1,1 Blocks (24 Spiele)
Edey hat bereits 14 Spiele verpasst, allerdings greift die 65-Spiele-Regel beim ROTY-Award nicht, direkt in Gefahr ist seine Kandidatur also nicht. Für den Moment reißt der Nr.9-Pick keine Bäume aus, ist aber wohl der Rookie mit dem größten positiven Impact bei einem Team, das aussieht wie ein möglicher Contender.
Edey scort äußerst effizient, mittlerweile etwas häufiger auch von Downtown. Er ist ein starker Rebounder, gerade offensiv, und ein wertvoller Screener. Wenn er in der Lage ist, nahe am Korb zu verteidigen, hat er auch dort einen großen Impact - gegen stretchende Bigs sieht das anders aus, in JJJ hat Memphis aber einen mehr als fähigen Partner, um Edey den Rücken freizuhalten.
Unterm Strich sind die Grizzlies laut Net-Rating um +3,3 besser, wenn ihr Rookie-Center mitwirkt. Das reicht in diesem Jahrgang ohne offensichtliche Starpower, um bei den Buchmachern der Favorit auf den ROTY-Award zu sein - mit mehr absolvierten Spielen stünde Edey wohl auch hier auf der Eins.
9,2 Punkte, 55,4% FG, 8,4 Rebounds, 1,5 Assists, 1,4 Blocks (37 Spiele)
Missi teilte sich mit Sarr die "Rookie des Monats"-Ehre und steht hier weiter oben, weil er über die Saison konstanter auftritt und eine produktive Rolle in seinem Team ausfüllt, selbst wenn dort sonst fast alles schief läuft. Daniel Theis hat er schnell aus der Starting Five verdrängt und es ist nicht damit zu rechnen, dass er seinen Platz in absehbarer Zeit wieder hergibt.
Der Center ist ein starker Athlet und solider Pick’n’Roll-Finisher (1,19 Punkte pro Play, 64. Perzentil), der mit der Zeit (und gesünderen Teamkollegen) noch besser werden sollte, auch wenn er ohne Wurf ein komplizierter Fit neben Zion Williamson sein könnte. Defensiv macht er natürlich noch Fehler, zeigt aber zumindest Potenzial als Shotblocker.
Über den Dezember legte Missi 11,2 Punkte, 10 Rebounds, 1,6 Blocks auf und traf dabei 57% aus dem Feld. Die Pels gewannen nur eins der 13 Spiele in diesem Monat … aber das ist ein anderes Thema.
11,6 Punkte, 43,9% FG, 37,2% 3FG, 3,5 Rebounds, 1,7 Assists (38 Spiele)
Zeitweise schien Wells über die letzten Wochen gegen die Mauer zu krachen. Es gibt aber auch nach wie vor Ausbrüche - allen voran das Spiel gegen die Kings, in dem er 30 Punkte erzielte und acht seiner neun versuchten Dreier traf. Drei weitere Spiele mit mindestens fünf Dreiern hatte Wells bereits, nur Knecht kann da bisher mithalten.
Obendrein wäre ein Kontakt mit der Mauer für Wells verständlich; der Zweitrundenpick stand bisher in allen 38 Grizzlies-Spielen auf dem Court und hat nach Jaren Jackson Jr. die meisten Minuten gespielt. Regelmäßig verteidigt er den besten Wing des Gegners, ohne dabei so richtig zu glänzen, seinen Job jedoch macht er solide.
Kurzum ist Wells ein brauchbarer 3-and-D-Wing, der bei einem Top-Team nicht negativ auffällt. Er kann und muss noch konstanter und kräftiger werden, trotzdem repräsentiert das an Position 39 in diesem Jahrgang mal wieder einen echten Steal für die Grizzlies.
Ole Frerks