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Chicago Bulls: Was wurde in der Offseason gemacht?

Nach einer halben Ewigkeit, genauer gesagt nach fast drei Jahren, fädelten die Bulls mal wieder einen Trade ein - und der war gleich ziemlich umstritten. Für Defensiv-Spezialist Alex Caruso eisten die Bulls Josh Giddey von den Oklahoma City Thunder los. Der Australier steht sinnbildlich für den kleinen Umbruch, den es im Sommer gab.

Neben Caruso brachen mit Topscorer DeMar DeRozan (via Sign-and-Trade nach Sacramento) und Backup-Center Andre Drummond (Philadelphia) weitere Stützen weg, beide verließen die Windy City ohne einen Gegenwert (das stimmt nicht ganz, im DeRozan-Deal kam auch Chris Duarte nach Chicago). Das ist bitter, auch weil die Bulls beide schon im Februar hätten traden können, stattdessen klammerte man sich an die Hoffnung, noch die Playoffs zu erreichen.

Letztlich reichte es wieder nur für das Play-In-Tournament, wo man gegen ein Heat-Team ohne Jimmy Butler ohne Chance war. Drummond wurde durch den ehemaligen Pacers-Big Jalen Smith (drei Jahre, 27 Mio. Dollar) ersetzt, dazu zogen die Bulls im Draft mit Matas Buzelis an Position elf einen talentierten Forward, der zufällig auch aus Chicago kommt.

Darüber hinaus wurde Forward Patrick Williams für fünf weitere Jahre und 90 Millionen Dollar gehalten. Das ist jede Menge Geld für den ehemalige Nr.4-Pick, der zuletzt nur bedingt Fortschritte machte. Mit Talen Horton-Tucker, Kenneth Lofton Jr. sowie E.J. Liddell wurden zudem einige Spieler für die Vorbereitung eingeladen, die womöglich noch für einen Rosterspot in Frage kommen. Derzeit sind nur 13 Verträge für die Saison garantiert.

Chicago Bulls: Die Zu- und Abgänge

Zugänge: Jalen Smith (Indiana Pacers), Josh Giddey (Oklahoma City Thunder), Chris Duarte (Sacramento Kings), Matas Buzelis (Draft)

Abgänge: Andre Drummond (Philadelphia 76ers), Javonte Green (New Orleans Pelicans), DeMar DeRozan (Sacramento Kings), Alex Caruso (Oklahoma City Thunder)

* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

Chicago Bulls: Was ist die Ausrichtung der Franchise?

Das ist die große Frage. Von Besitzer Jerry Reinsdorf ist bekannt, dass dieser von zwei Dingen wenig begeistert ist: Das wäre einerseits Tanking, andererseits das Zahlen der Luxussteuer. Der klare Schnitt im Sommer ist ausgeblieben, Chicago versuchte sogar, den 35-Jährigen DeRozan zu halten, während man sich von Zach LaVine sicher gerne getrennt hätte. Es fehlte nur ein passender Abnehmer, der den Monstervertrag des verletzungsanfälligen Ex-All-Stars haben wollte.

So ist es mal wieder weder Fisch noch Fleisch, wenn es um eine Richtung der Franchise geht. Noch immer tummeln sich hier zahlreiche Veteranen, die ungern eine Saison abschenken würden, auf der anderen Seite gibt es mit Giddey, Buzelis oder mit Abstrichen Williams Spieler, denen Zeit eingeräumt werden muss, um zu sehen, zu was sie fähig sind.

Im Prinzip sind die Bulls (noch) zu gut zum tanken, aber auch deutlich zu schwach, um ein Playoff-Team zu sein. Womöglich stellt das Regime um GM Arturas Karnisovas im Laufe der Saison noch die Weichen, allerdings dürfte es eine Herkulesaufgabe werden, Spieler wie LaVine oder Vucevic zu traden.

Chicago Bulls: Wo liegen die Schwächen?

Es fehlt auf jeder Position Qualität. Vor allem im Frontcourt ist es nun ohne Drummond noch einmal dünner, Carusos Abgang reißt ein Loch in die Verteidigung. Mit dem Guard waren die Bulls meist um Längen besser an beiden Enden des Feldes. Wie sein Abgang aufgefangen wird, ist noch unklar.

Womöglich ist es Lonzo Ball, der Berichten zufolge das Training wieder aufgenommen hat, und nach zweieinhalb Jahren sein Comeback geben könnte. Mit Giddey hat Chicago nun aber einen ähnlichen Spielertypen in ihren Reihen, dazu brauchen auch Coby White und LaVine genügend Freiräume.

Darüber hinaus geht dem Kader ein elitärer Shooter ab. White ist die größte Gefahr, er hält jedoch oft den Ball in den Händen. Ansonsten wimmelt der Kader von Spielern, die den Dreier treffen können, dies aber nicht konstant und hochprozentig tun.

Chicago Bulls: Prognose

Es wartet eine weitere steinige Saison auf Bulls-Coach Billy Donovan. Es wäre nur logisch, wenn Chicago weiter alles daran setzt, LaVine und Vucevic zu traden und um Giddey, White, Buzelis und Williams mit einem Neuaufbau beginnt. Dafür spricht auch, dass der Pick der Bulls nach San Antonio wandert, wenn dieser nicht unter den ersten Zehn landet.

Was Chicago weiterhin fehlt, ist ein echter Franchise Player, der so etwas wie Hoffnung versprüht. Den gab es zuletzt 2017 in Jimmy Butler und diesen vertrieb man vom Hof, seither steckt man mit einer kleinen Ausnahme (das erste Jahr mit Lonzo 2020/21) im unteren Mittelmaß fest. Darauf läuft es auch in der kommenden Saison hinaus, Chicago wird (wenn überhaupt) wieder um die unteren Play-In-Plätze spielen.