10.09.2024, 15:22
Das Superteam hat sich sinnvoll verstärkt
Die Phoenix Suns zählten in der Vorsaison zu den großen Enttäuschungen. Das Superteam um Kevin Durant und Devin Booker fand nie seinen Rhythmus. Im Sommer waren die Ressourcen beschränkt, dennoch gab es sinnvolle Ergänzungen. Doch ist das wirklich genug?
Aufgrund der finanziellen Zwänge war es ein schwerer Sommer für Phoenix, alleine das Trio Kevin Durant, Devin Booker und Bradley Beal verschlingt 24/25 rund 150 Millionen Dollar. Das ist mehr als Detroit, Utah, San Antonio und Orlando für ihren kompletten Kader ausgeben. Durch den neuen Tarifvertrag bringt dies Zwänge mit sich, dennoch konnten die Suns einige Schwachpunkte adressieren.
Da wäre zum einen die Point-Guard-Problematik. Im Vorjahr fehlte ein echter Spielgestalter, entsprechend chaotisch ging es bisweilen zu. Mit Tyus Jones (Washington) und Monté Morris (Minnesota) kamen gleich zwei Aufbauspieler, die dafür bekannt sind, wenige Fehler zu machen und in erster Linie den Ball verteilen. Das Scoring kommt ohnehin von den Stars, das wird auch kommende Saison so bleiben.
Dazu wurde mit Mason Plumlee ein erfahrener Backup-Center verpflichtet, der im Zweifel auch mal starten kann, wenn Jusuf Nurkic mal wieder kleinere Wehwehchen mit sich herumschleppt. Der abgegebene Drew Eubanks war insbesondere in den Playoffs nicht spielbar, sodass Phoenix oft kleinere Aufstellungen aufs Feld schicken musste.
Mit Royce O’Neale (4 Jahre, 44 Mio. Dollar) und Josh Okogie (2 Jahre, 16 Mio.) wurden zudem brauchbare Rollenspieler gehalten, O’Neale dürfte wieder ein fester Bestandteil der Rotation sein. Von den Abgängen schmerzt womöglich nur der von Eric Gordon, der Shooter hatte jedoch kein gutes Jahr und konnte die Erwartungen nicht erfüllen.
Und dann ist da noch der Wechsel auf der Kommandobrücke. Frank Vogel musste nach nur einer Saison wieder seinen Hut nehmen, stattdessen leitet nun Ex-Bucks-Coach Mike Budenholzer die Geschicke im Valley. Der Meister-Coach von 2021 ist vor allem bekannt dafür, dass er ein klares System verfolgt und seine Mannschaft insbesondere in der Regular Season stabilisiert.
Zugänge: Mason Plumlee (L.A. Clippers), Monté Morris (Minnesota Timberwolves), Tyus Jones (Washington Wizards), Ryan Dunn, Oso Ighodaro (beide Draft)
Abgänge: Eric Gordon (Philadelphia 76ers), Drew Eubanks (Utah Jazz), Udoka Azubuike (Buducnost), Nassir Little (entlassen), David Roddy (Atlanta Hawks), Thaddeus Young, Isaiah Thomas
Spieler | Position | 24/25 | 25/26 | 26/27 | 27/28 | 28/29 |
---|---|---|---|---|---|---|
Kevin Durant | Forward | 51,2 | 54,7 | UFA | - | - |
Bradley Beal | Guard | 50,2 | 53,7 | 57,1* | UFA | - |
Devin Booker | Guard | 49,2 | 53,1 | 57,1 | 61,0 | UFA |
Jusuf Nurkic | Center | 18,1 | 19,4 | UFA | - | - |
Grayson Allen | Guard | 15,6 | 16,9 | 18,1 | 19,4* | UFA |
Royce O‘Neale | Forward | 9,9 | 10,6 | 11,4 | 12,1 | UFA |
Josh Okogie | Forward | 8,3 | 7,8*** | UFA | - | - |
Ryan Dunn | Forward | 2,5 | 2,7 | 2,8** | 5,0** | RFA |
Mason Plumlee | Center | 2,1 | UFA | - | - | - |
Tyus Jones | Guard | 2,1 | UFA | - | - | - |
Damion Lee | Guard | 2,1 | UFA | - | - | - |
Monte Morris | Guard | 2,1 | UFA | - | - | - |
Bol Bol | Forward | 2,1 | UFA | - | - | - |
Oso Ighodaro | Center | 1,2 | 2,0 | 2,3*** | 2,5** | RFA |
Es zählt weiterhin nur der Titel. Die Suns halten bis 2031 keinen eigenen Erstrundenpick, kein anderes Team ist in dieser Hinsicht so schwach auf der Brust wie Phoenix. Alles ist auf das Gewinnen ausgerichtet - und das so schnell wie möglich. Durant wird noch vor der Saison 36 Jahre alt, für ihn gaben die Suns Haus und Hof ab.
Zusammen mit Booker ist er das Gesicht, beide sind in Top-Form Top-10-Spieler in der Liga. Im Gegensatz zu KD befindet sich Booker in seiner Prime, im Vorjahr war er der beste Spieler der Suns, spielte dann aber durchwachsene Playoffs. Das soll sich im kommenden Jahr wieder ändern, auf dem Papier sieht der Kader zumindest deutlich balancierter aus.
Passt es wirklich alles zusammen? Die klaren Schwachpunkt auf der Eins sowie die Backup-Center-Position wurden eindeutig gestärkt, der Supporting Cast um das Star-Trio wirkt deutlich runder als noch im Vorjahr. Doch welchen Unterschied macht das? Ein kompetenter Point Guard kann helfen, letztlich werden aber Durant, Booker und Beal wieder das Gros der Verantwortung übernehmen.
Die Suns nahmen offensiv zu viele Würfe aus der Mitteldistanz, wenig überraschend bei diesem Personal. Coach Budenholzer steht für schnelles, aber nur bedingt innovatives Spiel. Seine Grundlage ist meist, ähnlich war es bei Vogel, eine stabile Defense. Im Vorjahr reichte es hier immerhin für einen Platz im Mittelfeld, das war achtbar ob des Personals. Viel mehr wird auch 24/25 nicht drin sein. Alle Starter sind eher offensiv orientiert, Nurkic kein wirklicher Beschützer des Rings. Dazu kommt die Anfälligkeit für Verletzungen. Durant, Booker, Beal und Nurkic verpassten in der Vergangenheit regelmäßig Spiele, das kostete Phoenix im Vorjahr in der Regular Season eine bessere Platzierung als Rang sechs im Westen.
Die Suns haben an den Rändern gute Moves gemacht und zwei All-NBA-Spieler in ihren Reihen, das ist weiterhin nicht von der Hand zu weisen. Dennoch gibt es Teams, die im Westen besser zusammengestellt sind und über eine ähnliche Starpower verfügen. Vieles wird wieder davon abhängen, wie gesund die Suns durch die Saison kommen und wie konstant die Stars liefern werden.
Darauf ist das System ausgerichtet, entsprechend braucht es ihre Produktion. Möglich ist das, doch über eine volle Saison? Hier bestehen weiterhin große Fragezeichen. Der Westen dürfte in der neuen Saison noch einmal anspruchsvoller werden und während andere Teams kontinuierlich intern wie extern wachsen, scheint bei Phoenix der Peak schon sehr nahe. Womöglich springt mal ein Seriensieg in den Playoffs heraus, für mehr müsste vermutlich wirklich alles passen.
Robert Arndt