03.02.2025, 10:52
LA zieht neuen Franchise-Star an Land
Mit Luka Doncic hatten die Los Angeles Lakers nicht gerechnet. Dann machten die Dallas Mavericks ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnte, und plötzlich ist alles anders in LA.
Über Nacht hat ein Team, das bislang nur von Jahr zu Jahr plante, eine Zukunft, vor allem einen Spielertypen, der in dieser Karrierephase eigentlich nicht zu bekommen ist. Das verändert alles - was ein einziger Draft-Pick nachdrücklich illustriert.
Der 1. Februar scheint den Lakers zu liegen. 2008 überzeugten sie die Memphis Grizzlies, dass zwei First-Round Picks, Kwame Brown, Aaron McKie, der damals bereits Teil des Coaching Staff der Sixers war, die Draft-Rechte an Marc Gasol, dessen Entwicklung damals nur schwer abzusehen war, sowie Javaris Crittenton genug seien, um doch bitte Pau Gasol nach LA zu schicken. All der Frust. All die Trade-Forderungen, mit denen Kobe Bryant wenige Monate zuvor noch die Lakers und die gesamte Liga bewegt hatte: mit einem Mal vergessen. Die Lakers waren zurück. Im selben Jahr erreichten sie die Finals, 2009 und 2010 gewannen sie die Meisterschaft.
Der 1. Februar 2025 könnte ähnlich folgen haben - vielleicht etwas weniger unmittelbar, dafür umso nachdrücklicher. Mit Luka Doncic bekommen die Lakers etwas, wonach 30 Teams nahezu minütlich, oft erfolglos suchen: einen Superstar, der ein Team über Jahre tragen, der die Aussichten einer Franchise nahezu über Nacht anpassen kann, der noch dazu (mindestens in der Theorie) seine besten Jahre noch vor sich hat.
Es wurde schon häufig geschrieben, wird deshalb aber nicht weniger wahr: Hast du einen solchen Spieler, tust du nicht nur alles, um ihn zu halten, vor allem tradest du ihn nicht. Die Mavs hatten andere Ideen und machten den Lakers damit potenziell (was genau passieren wird, weiß natürlich niemand) ein riesiges Geschenk. "Pau Gasols Ankunft rettet Kobe Bryants finalen Akt als Lakers", sagte ESPN-Reporter Brian Windhorst einmal in NBA Countdown über den Gasol-Deal. "Der Trade für Pau Gasol, ihr erinnert euch vielleicht nicht, war ein skandalöser Trade. Niemand konnte glauben, wie günstig die Lakers ihn bekamen."
Ähnliches dürften sich auch jetzt viele Beobachter gedacht haben. Anthony Davis verdient jeglichen Respekt. Er zählt zur absoluten Elite, spielt eine exzellente Saison. Gleichzeitig ist er bereits 31 Jahre alt, plagt sich zudem immer wieder mit Verletzungen herum. Dass die Lakers im Verbund mit Davis und Max Christie lediglich einen First-Round Pick involvieren mussten, um mit Doncic den Spieler zu bekommen, der die Mavs noch vor wenigen Monaten in die Finals führte, mit dem Dallas in dieser Saison phasenweise zu den besten Teams der Liga zählte, es bleibt offen, wie genau das funktionieren konnte.
Lakers erhalten | Mavericks erhalten | Jazz erhalten |
---|---|---|
Luka Doncic | Anthony Davis | Jalen Hood-Schifino |
Maxi Kleber | Max Christie | Zweitrundenpick 2025 (LAC) |
Markieff Morris | Erstrundenpick 2029 | Zweitrundenpick 2025 (DAL) |
Zumal dieser eine Pick ziemlich gut illustriert, wie sehr sich vor allem die Zukunft der Lakers verschoben hat. Über die vergangenen Jahre galten LAs Draft-Picks für die Jahre 2029 und 2031 als heiße Ware. LeBron James würde bis dahin wahrscheinlich nicht mehr spielen; wenngleich man es im Hause James nie genau sagen kann. Auch Davis hätte seine Prime weit hinter sich gelassen. So er überhaupt noch regelmäßig auf dem Parkett stünde. Die Lakers, so die Annahme, spielten wohl eher um die Lottery als das Play-in. Entsprechend rosige Draftaussichten bescherten die Picks. Sie wären einen Versuch wert.
Nun sieht alles etwas anders aus. Mit Doncic bauen die Lakers über Nacht die Brücke aus der Ära LeBron-Davis heute hinein in konstante Relevanz morgen, übermorgen und darüber hinaus. Mit Luka, das zeigen die letzten Jahre, besteht jederzeit eine Chance. In der Regular Season mag er immer wieder Spiele verpassen. Sein Fitnesszustand bleibt mindestens ausbaufähig. Gleichzeitig zählt er offensiv zu den besten Playoff-Performern der letzten Jahre. Vergangene Saison waren die Mavs ein sehr gutes Team mit klarer Philosophie. Luka trug sie in die Finals.
Patrick Dumont, der neue Besitzer der Mavs, habe laut Nico Harrison gelacht, als ihm sein President of Basketball Operations vom Vorhaben erzählte, Doncic nach LA zu traden. Auch Lakers-GM Rob Pelinka soll verwundert reagiert haben, als ihm Harrison erstmals seine spontane Idee schilderte. Das sagt viel. Einen solchen Spieler bietet dir normalerweise niemand an. Dass Harrison Doncic gleichzeitig niemand anderem anbot, entpuppte sich für die Lakers als Segen. Sie mussten nicht wettbieten, eventuell Austin Reaves und weitere Picks auf den Tisch legen. Am Ende genügte ein Pick, um die Zukunft, zumindest scheinbar, zu retten.
In der Gegenwart lässt sich natürlich argumentieren, LA habe seine Balance geopfert. Dass Davis einen weiteren Center forderte, neben dem er spielen, der ihn entlasten könne, zeigt, dass gerade auf den großen Positionen eine eklatante Lücke entsteht. Gleichzeitig scheinen sich LeBron und Davis besser zu ergänzen als LeBron und Luka. Mit Reaves haben die Lakers zudem einen weiteren, defensiv eher überschaubaren Ballhandler. Dass weder Luka noch LeBron auf hohem Niveau verteidigen, macht die Lage für eines der schwächeren Defensivteams der Liga - mit einem Defensive Rating von 114,1 belegen die Lakers ligaweit Rang 21 - noch ein Stück komplizierter.
Womöglich gestaltet sich die Gegenwart für LA etwas weniger klar. Gleichzeitig bleibt die Frage, ob sich mit LeBron und Davis plus kleineren Deals ein Weg Richtung Finals, vielleicht sogar zur Meisterschaft eröffnet hätte. Angesichts der Konkurrenz und den Schwachstellen, die der Kader Lakers bereits vorher hatte (mangelnde Unterstützung für James und AD, Defense, Spieler, die kreieren können, Balance) gab es gute Argumente, nicht zwingend vom ganz großen Erfolg auszugehen. Daran muss sich kein Team klammern. Erstrecht nicht, wenn sich einmal Chance auftut.
Nun haben die Lakers nicht nur mehr Talent, vor allem haben sie einen echten Superstar, der seine besten Jahre noch vor sich hat. "Luka ist ein einzigartiger, junger, globaler Superstar, der die Franchise auf Jahre anführen wird", sagte Pelinka am Wochenende. "Sein Killerinstinkt und seine Hingabe, Meisterschaften zu gewinnen, werden eine treibende Kraft für dieses Team sein. Wir werden unermüdlich arbeiten, um ein Team nach der Vorstellung von Coach Redick für dieses Basketballmannschaft zu bauen". Am Ende seien die Lakers einfach dankbar für diesen Tag und freuten sich auf das, was nun komme.
Luka fiel den Lakers gewissermaßen in den Schoß. Jetzt beginnt im Grunde die Arbeit. Über die vergangenen Jahre wurde immer wieder spekuliert, wie die Lakers trotz begrenzter Mittel doch noch Deals einfädeln könnten, die das Hier-und-Jetzt deutlich verbessern. Nun geht es um die nahe Zukunft. Die Uhr tickt nicht mehr. Statt ein Team schnellstmöglich um einen 40- und einen 31-Jährigen zu verbessern, um deren finale Jahre maximal zu nutzen, kann LA nun strategisch um Doncic herum aufbauen.
Saison | Alter | Gehalt (in Mio.) | Option |
---|---|---|---|
2024/25 | 25 | 43,0 | - |
2025/26 | 26 | 46,0 | - |
2026/27 | 27 | 48,9 | Spieler |
2027/28 | 28 | UFA |
Andererseits, ein dezentes Ticken dürfte Pelinka durchaus vernehmen. Eine Supermax-Verlängerung kann Doncic nach dem Trade zwar nicht mehr unterschreiben - das größtmögliche Gehalt ist Teams vorbehalten, die den jeweiligen Spieler drafteten -, fest unter Vertrag steht Luka jedoch "nur" noch bis zur Saison 2025/26. Danach kann er aussteigen und Free Agent werden. Gewisse Anreize für einen Verbleib - sprich, ein konkurrenzfähiges Team - sollten die Lakers also schaffen.
Aus Franchise-Sicht sollte Luka wiederum an seiner Fitness arbeiten. Direkt im Nachgang des Trades hieß es, die Mavs seien unzufrieden mit Lukas Fitnesszustand und der Art und Weise, wie er mit seinem Körper umgehe. Sogar seine Verletzungen brächten sie damit in Verbindung. Wie sich Doncic’ Gesundheit in den kommenden Jahren entwickelt, weiß natürlich niemand. Womöglich weckt der Trade aber auch einen Ehrgeiz, sich nun komplett in Form zu bringen. An Antrieb mangelt es ihm grundsätzlich schließlich nicht. Gleichzeitig hat Doncic in puncto Fitness nun ein leuchtendes Beispiels direkt vor Augen.
Dass LeBron nun ebenfalls geht, eventuell sogar auf seine No-Trade-Klausel verzichtet, um sich noch einmal einem Contender anzuschließen, während die Lakers das Team bereits jetzt noch mehr auf Doncic zuschneiden, ist dennoch unwahrscheinlich. Diverse Berichte unterstreichen, dass James bei den Lakers bleiben möchte.
Wie gut er und Luka nebeneinander passen, muss sich zeigen. Beide sind am besten, wenn sie eine Offense orchestrieren. Es ist kein natürlicher Fit. Muss es auch nicht sein. Eventuell nimmt Doncic hier und da einiges von LeBron mit. Eventuell entstehen sogar neue Synergien, mit denen derzeit die wenigsten rechnen.
Wie gut die beiden harmonieren, ist am Ende gar nicht entscheidend. Ein gutes Basketballteam dürften die Lakers bleiben, sobald Doncic zurückkehrt. Auch Dallas hielt er in den vergangenen Jahren größtenteils auf hohem Niveau, wenn er fit war. Vor allem geht es ohnehin um die Möglichkeiten, die sich den Lakers in der nahen bis mittleren, eventuell sogar ferneren Zukunft eröffnen. Bis vor kurzem erschienen sie arg begrenzt. Dann kam erneut der 1. Februar …
Max Marbeiter