28.09.2024, 10:40
Towns-Trade in der Analyse
Kurz vor dem Start der Vorbereitung haben die New York Knicks mit dem Trade für Karl-Anthony Towns für einen Paukenschlag gesorgt. Der Trade mit den Minnesota Timberwolves ist interessant und könnte sich für beide Teams auszahlen. Wir nehmen den Deal genauer unter die Lupe.
Wochenlang passierte in der NBA fast nichts, plötzlich gibt es einen Trade, der große Auswirkungen auf die Liga haben könnte. Die New York Knicks schnappten sich nach jahrelangen Gerüchten doch noch All-Star Karl-Anthony Towns, im Gegenzug wechseln Julius Randle und Donte DiVincenzo nach Minnesota.
Es ist auf verschiedenen Ebenen ein äußerst interessanter Trade, da er für beide Franchises Probleme löst, aber auch andere Baustellen öffnet.
Anzumerken ist, dass der Trade noch nicht offiziell ist. Laut The Athletic laufen noch Verhandlungen mit den Charlotte Hornets, damit der Trade nach den Regeln des Kollektivvertrags durchführbar ist. So sieht für den Moment das Grundgerüst aus.
Knicks erhalten | Hornets erhalten | Wolves erhalten |
---|---|---|
Karl-Anthony Towns | Draft-Kompensation | Julius Randle |
- | DaQuan Jeffries | Donte DiVincenzo |
- | - | Erstrundenpick 2025 Pistons (Top-13-geschützt) |
Die Spatzen pfiffen es schon länger von den Dächern, ein Trade von Karl-Anthony Towns war wie die Existenz von Thanos - unvermeidlich. Durch die neuen Verträge von Anthony Edwards und Jaden McDaniels, die in dieser Saison beginnen, waren die Wolves plötzlich eines der teuersten Teams der NBA.
Eine Luxussteuerrechnung von über 100 Millionen Dollar hätte auf die Wolves gewartet, stattdessen bekommen die Wolves nun zwei Spieler, die zusammengerechnet sogar knapp neun Millionen weniger verdienen als Towns alleine (49,2 Mio.). Es verschafft Minnesota etwas Luft, um mögliche Verlängerungen mit Rudy Gobert, Randle, Nickeil Alexander-Walker oder Sixth Man of the Year Naz Reid zu führen.
Und dann ist da auch noch der sportliche Aspekt. Zwar erreichten die Wolves im Vorjahr zum erst zweiten Mal in der Franchise-Historie die Conference Finals, der Fit zwischen All-Star Towns und Defensive Player of the Year Gobert im Frontcourt blieb aber stets holprig und verschlang über 90 Millionen Dollar pro Jahr. Preis und Leistung passten hier nicht zusammen. Es war klar, dass einer der beiden früher oder später gehen müsste.
PG | SG | SF | PF | C |
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Mike Conley | Anthony Edwards | Jaden McDaniels | Julius Randle | Rudy Gobert |
Rob Dillingham | Nickeil Alexander-Walker | Donte DiVincenzo | Joe Ingles | Naz Reid |
P.J. Dozier | Terrence Shannon Jr. | Josh Minott | Leonard Miller | Luka Garza |
Towns‘ Deal war wenig vorteilhaft, umso besser ist es, dass Minnesota keinen Pick draufzahlen musste und stattdessen sogar zwei Spieler erhielt, die nachweislich in den Playoffs spielen können. DiVincenzo war im Vorjahr einer der besten Dreierschützen der Liga und geht erst in das zweite Jahr seines Schnäppchenvertrags (4 Jahre, 50 Mio.). Randle hingegen wird Towns Eins-zu-Eins ersetzen, auch wenn sein Skillset etwas anders ist, als das von KAT.
Zumindest bringt Randle ebenfalls Shooting mit - wenn auch nicht so gut wie Towns -, das ist wichtig, wenn es neben Gobert funktionieren soll. Wichtiger ist Randles Fähigkeit, selbst zu kreieren. Hier hatten die Wolves abseits von Anthony Edwards kaum Optionen, entsprechend dürfte der Forward meist dann auf dem Feld stehen, wenn der Superstar der Wolves pausiert.
Überhaupt haben die Wolves nun deutlich an Tiefe gewonnen. In der Serie gegen die Dallas Mavericks gingen ihnen noch die Spieler aus, nun sollten es zumindest acht Akteure sein, auf die sich Coach Chris Finch verlassen kann. Es lässt sich feststellen, dass die Wolves zwar einen Star abgegeben haben, aber nicht an Qualität eingebüßt haben. Mit Minnesota wird auch in 2024/25 wieder zu rechnen sein.
Über Jahre schwirrte der Name von Towns durch den Madison Square Garden, nun ist es tatsächlich passiert. Nach neun Jahren in Minnesota wechselt KAT, gebürtig aus New Jersey, in seine Heimat. Es ist auch ein Zeichen dafür, dass die Knicks nicht bald, sondern jetzt um einen Titel spielen wollen.
Durch den Abgang von Isaiah Hartenstein und der Verletzung von Mitchell Robinson brauchten die Knicks eine Lösung im Frontcourt, sie bekommen sie mit Towns, auch wenn dieser so gar nicht dem Anforderungsprofil von Coach Tom Thibodeau entspricht. Thibs‘ Center sehen eher selten den Ball, meist sind sie reine Rollenspieler, die den Korb verteidigen und harte Blöcke setzen sollen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, man denke an Joakim Noah bei den Chicago Bulls, der sich unter Thibs sogar mal in die MVP-Diskussion spielte.
Thibodeau kennt aber Towns, zwei Jahre coachte er ihn in Minnesota. Damals spielte Towns aber meist neben einem anderen Big Man (Taj Gibson, Gorgui Dieng), womöglich tun sie es wieder, wenn Robinson zurückkehrt. Die Knicks definierten sich im Vorjahr über ihre intensive Defense, Hartenstein und DiVincenzo spielten dabei wichtige Rollen. Stattdessen haben die Knicks plötzlich einen Kader, der vor allem offensiv sehr potent ist.
PG | SG | SF | PF | C |
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Jalen Brunson | Josh Hart | Mikal Bridges | O.G. Anunoby | Karl-Anthony Towns |
Cameron Payne | Miles McBride | Keita Bates-Diop | Precious Achiuwa | Mitchell Robinson |
Tyler Kolek | Pacome Dadiet | Jericho Sims |
Jalen Brunson, Mikal Bridges, O.G. Anunoby, Josh Hart (mit Abstrichen) und Towns ist ein brandgefährliches Lineup mit Shooting von allen Spots, allerdings fehlen dahinter nun womöglich ein paar Alternativen. Gerade im Backcourt verbleiben nur Miles McBride und Cam Payne als Optionen.
Gleichzeitig mussten die Knicks nur einen einzigen Pick abgeben und haben zudem mit Marcus Morris, Landry Shamet oder Chuma Okeke weitere Minimumspieler im Kader, die zunächst nur Camp-Deal unterschrieben hatten. Durch sie können die Knicks, die im Trade drei Spieler abgaben, ihren Kader kostengünstig auffüllen. Das ist auch nötig, da der Maximalvertrag von Towns durchaus ein echter Klotz am Bein ist (noch vier Jahre, 220 Mio.).
Hier hilft es, dass Jalen Brunson im Sommer auf Geld verzichtete, so ist es weiterhin möglich, dass New York in der Zukunft nicht in den Second Apron rutscht, der die Flexibilität von Teams massiv einschneidet. Dieses Problem wird aber erst in ein, zwei Jahren auf die Knicks zurollen. Für den Moment ist dagegen klar, dass die Knicks mit diesem Trade vor allem auf die anstehende Saison blicken und einen Angriff auf die Spitzenteams aus Boston, Milwaukee und Philadelphia wagen wollen. Das Fenster für einen tiefen Run ist nun offen, New York wird mit diesem Kader um den Titel spielen.
Robert Arndt