21.01.2025, 15:35
Im Sommer folgt wohl der Sprung in die NBA
Er gehört zweifelsohne zu den größten Talenten in Europa und wird wohl bald in der NBA auflaufen. Für Saint-Quentin scort er bereits mit 18 Jahren zweistellig in der Liga und der Champions League. Wer ist die französische Point-Guard-Hoffnung Nolan Traore?
Die zwei großen Zukunftsversprechen von ratiopharm Ulm, Ben Saraf und Noa Essengue, kennt er bestens - aus mehr oder weniger gutem Anlass: Dabei ist Nolan Traore doch selber ein Versprechen für die Zukunft. Noch spielt er im französischen Saint-Quentin, für das er in der vergangenen Saison in den Playoffs bereits einmal 25 Punkte auflegte. Mit 17, wohlgemerkt. Gegen das EuroLeague-Team von ASVEL Villeurbanne. Dabei war Traoré erst wenige Wochen zuvor in die erste Liga gewechselt, nachdem er zuvor in der dritten französischen Liga Aufsehen erregte.
In seinem Heimatland wird der Junge aus der Ile-de-France rund um Paris aber ziemlich sicher nicht mehr lange spielen. Das große Ziel? Der Sprung über den großen Teich. Im Sommer steht der NBA Draft an, Traore wird in den Mock Drafts als heißer Pick in der ersten Runde gehandelt. Vor seinem Wechsel nach Saint-Quentin spielte er für das INSEP in Paris, die große Fördereinrichtung für junge Spitzensportler in Frankreich, auch Boris Diaw und Vincent Poirier durchliefen sie. Und, nicht zu vergessen, ein noch etwas größerer Name: Tony Parker, ebenfalls früherer Aufbauspieler und vierfacher NBA-Champion.
Eigentlich scheint das INSEP auch im März 2024 weiterhin der perfekt Ort für Traore zu sein - Step-by-Step soll es nach oben gehen. Doch dann kommt plötzlich Julien Mahe um die Ecke, seines Zeichens Head Coach beim Erstligisten Saint Quentin. Nach der Verletzung seines Point Guards Tyger Campbell, der mittlerweile bei Rasta Vechta spielt, ist er auf der Suche nach einem Ersatz. Traore hat er bereits bei einem Spiel beobachten können - und als der Markt keinen passenden Kandidaten bereithält, erinnert er sich an den damals noch 17-Jährigen. "Es war etwas komplett ungewöhnliches, aber wir haben uns gedacht: Warum nicht?", erinnert sich der Trainer. Sechs Tage später läuft der 1,96-Point-Guard mit der guten Übersicht erstmals für die Nordfranzosen auf, beim 71:69-Sieg gegen das EuroLeague-Team aus Monaco steuert er in 15 Minuten fünf Zähler bei. In den Playoffs folgt dann erwähntes 25-Punkte-Spiel.
In seiner zweiten Saison in Saint-Quentin legt er inzwischen 10,4 Zähler und 5,3 Assists auf in der Liga, in der Champions League sind es sogar 12,6 Punkte pro Begegnung. Einzig sein Dreier wackelt mit 23,2 beziehungsweise 30,3 Prozent noch, auf dem Weg zum Korb ist er dagegen schwer zu stoppen.
Beim internationalen Saisonauftakt machte Traore, der auch beim französischen All-Star-Game dabei war, gleich mal 27 Punkte, noch nie erzielte ein U-21-Spieler so viele in der Champions League. Auch vergangene Woche konnte Traore überzeugen. Beim Sieg in den Play-ins gegen Galatasaray erzielte er 18 Punkte und sechs Assists - seine Gegenspieler: Otis Livingston, seines Zeichens MVP der vergangenen BBL-Saison, und Will Cummings. Auch der Ex-Oldenburger war einmal MVP in Deutschland, 2018/19 war das.
Gegen einen anderen Point Guard, der aktuell in der Bundesliga für Furore sorgt, sah Traore dafür im vergangenen Sommer - trotz starker Allround-Stats - nicht so gut aus: Bei der U-18-EM flogen seine Franzosen gegen Israel um den bereits erwähnten Ulmer Saraf im Viertelfinale raus. Saraf steuerte 23 Zähler bei. Nichtsdestotrotz: An dem Tag standen sich die beiden wohl größten europäischen Talente auf der Aufbauspielerposition gegenüber. Auch Ulms Israeli ist schließlich bei der diesjährigen Draft heiß begehrt.
Genau wie ihr gemeinsamer Mitspieler Essengue: Traores Kollege bei der Equipe Tricolore, mit Saraf steht er in Ulm gemeinsam auf dem Feld. Essengue und Traore debütierten im November gemeinsam für die französische A-Nationalmannschaft gegen Zypern, der Auftritt wird nicht ihr letzter gewesen sein. Geht es bei den beiden weiterhin so steil nach oben, dürften sie in Zukunft auch bei den wichtigen Großereignissen für den Olympia-Silbermedaillengewinner auflaufen.
Dann an der Seite von Spielern wie Victor Wembanyama. Einem, der den Sprung über den großen Teich schon geschafft hat. Mit Sicherheit wird der dann von Traores Assists profitieren, genau wie früher die Mitspieler von Parker, der großen Legende. Der Unterschied? Der hatte nicht so viele gute Akteure an seiner Seite. Wie dem auch sei, um die Zukunft des französischen Basketballs muss man sich in jedem Fall keine Sorgen machen.
Amadeus Wolff