02.12.2024, 12:32
Ehemaliger Ulmer jetzt bei Jena
Im Trikot von ratiopharm Ulm prägte Raymar Morgan eine der erfolgreichsten Phasen in der Vereinsgeschichte: Vizemeisterschaft 2016, Topscorer der Liga und Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der Saison 2017. Sechs Jahre nach seinem Abschied aus der BBL kehrte der 36-Jährige nach Deutschland zurück, diesmal in die ProA. Mit Science City Jena verfolgt Morgan ein klares Ziel: den Aufstieg zurück ins Oberhaus.
Fans des deutschen Basketballs ist Raymar Morgan sicher ein Begriff. In der Blüte seiner Karriere wechselte der 2,03 Meter große Center 2015 zu ratiopharm Ulm. Dort führte er die Mannschaft zu sportlichen Höhenflügen. Mit seiner Vielseitigkeit und Führungsstärke brachte er die Donauschwaben 2016 überraschend ins Finale und war ein Schlüsselspieler auf dem Weg ins Playoff-Halbfinale 2017.
Morgan, der neben der US-amerikanischen auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, spielte zudem für internationale Topteams wie Panathinaikos Athen und Galatasaray Istanbul. Die ersten Karriereschritte machte er jedoch am College der Michigan State University. Mit den MSU Spartans gehörte er über vier Jahre der Big Ten Conference in der NCAA an, eine prägende Zeit, wie er heute noch zugibt.
"Wir sind in Michigan State zu einer Familie geworden und das sind wir auch heute noch. Wir treffen uns nach wie vor jedes Jahr in der alten Runde und machen Workouts mit den aktuellen Spielern." Besonders eng blieb er mit seinem damaligen Zimmergenossen, NBA-Star Draymond Green. "Wir haben immer Kontakt gehalten, er ist tatsächlich einer meiner besten Freunde bis heute."
Zwei Jahre spielten die beiden Bigman in einer Mannschaft. Bereits in dieser Zeit, sei Morgan klar gewesen, dass Green für höheres bestimmt sei. "Draymond war immer schon Draymond. Er war auch damals diese feurige Persönlichkeit, die wir in der NBA sehen." Dabei sei es ihm in der Anfangszeit noch schwergefallen, sich an das College-Niveau anzupassen. "Als er aufs College kam, war er in keiner guten körperlichen Verfassung. Aber seine Arbeitsmoral machte das wett, er absolvierte zusätzliche Kardio-Einheiten und machte nach den Spielen weiteres Wurftraining."
Im Gegensatz zu anderen Spielern auf seiner Position zeichne Green bis heute aus, dass er immer etwas mit dem Ball in seinen Händen anfangen könne. "Er hatte dieses Gefühl für den Ball. Ob Rebounding, einen guten Pass spielen oder eben selbst Scoren - er konnte das alles", erklärte Morgan. "Er ist ein sehr, sehr intelligenter Spieler auf dem Parkett. Daher war mir von Beginn an klar, dass er einmal sehr erfolgreich werden würde."
Nach dem College begann Morgan seine eigene professionelle Basketballkarriere in Israel. Der 2,03 Meter große Center entwickelte sich zum Globetrotter und spielte erstmals in Ulm zwei aufeinanderfolgende Saisons beim selben Klub. An die erfolgreichen Jahre in Baden-Württemberg konnte er allerdings nicht mehr anknüpfen. Es folgten zahlreiche Vereinswechsel innerhalb weniger Jahre. Ein Umstand, der auch auf anhaltende Verletzungsprobleme zurückzuführen war.
jahr | Mannschaft | Land |
---|---|---|
2006-2010 | MSU Spartans (College) | USA |
2010-11 | Maccabi Rischon LeZion | Israel |
2011 | Ironi Aschkelon | Israel |
2011-12 | Pinar Karsiyaka | Türkei |
2012-2013 | Barak Netanja | Israel |
2014-2015 | BG Göttingen | Deutschland |
2015 | Panathinaikos Athen | Griechenland |
2015-2017 | ratiopharm Ulm | Deutschland |
2017-18 | Tofas Spor Kulübü | Türkei |
2018-2020 | Unics Kasan | Russland |
2020-21 | Pinar Karsiyaka | Türkei |
2022 | Galatasaray Istanbul | Türkei |
2022 | Manisa BB | Türkei |
2024 | Sudbury Five | Kanada |
2024 | Science City Jena | Deutschland |
"Ich hatte mich am Rücken verletzt und trotzdem lange weitergespielt. Es hatte sich aber nie richtig angefühlt. Sportlich lief es dann nicht wie geplant und ich verletzte mich erneut." Im Jahr 2022 fasste er nach Rücksprache mit seinen Ärzten die Entscheidung, seine Karriere im Alter von 34 Jahren zu beenden. "Ich war wirklich deprimiert. Eigentlich wollte ich nicht retiren, aber angesichts der Umstände musste ich es so machen."
Doch der Traum vom Basketball ließ ihn nicht los. Obwohl er vereinslos war, hielt er sich weiter fit. "Mein Körper hat sich dann doch immer besser angefühlt, also rief ich meinen Agenten an und fragte ihn, ob er einen Job für mich hat." Im Februar 2024 gab er schließlich sein Comeback in der ersten kanadischen Liga. Im September kehrte er nach Deutschland zurück und unterschrieb beim Aufstiegsaspiranten der zweiten Liga, Science City Jena.
Mit den Thüringern erwischte Morgan einen glänzenden Saisonstart: Zehn Siege aus den ersten elf Spielen, darunter gegen die BBL-Absteiger Tübingen und Crailsheim. Nach knapp einem Drittel Spielzeit der regulären Saison habe man in der Saalestadt die Rückkehr in die BBL bereits fest im Blick. "Das ist natürlich unser Ziel", machte Morgan klar. "Wir versuchen trotzdem, nicht zu weit vorauszuschauen und konzentrieren uns auf jedes einzelne Spiel."
Einen kurzen Ausblick zum eigenen Karriereverlauf wagte er aber doch. Jetzt gerade denke er noch nicht über ein (erneutes) Karriereende nach. "Ich hoffe, dass wir diesen Verein in die BBL hochbringen und ich noch hierbleiben kann. Ich liebe es in Jena."
Julius Ostendorf