16.10.2024, 10:58
Gelingt Henderson der Durchbruch?
Scoot Hendersons Premieren-Saison verlief entgegen jeder Planung. Womit der Guard nicht allein steht. Gerade in den ersten Jahren haben es Lead-Ballhandler beinahe aus Tradition schwer. Gleichzeitig erspielten sich bereits diverse Langsamstarter große Karrieren. An wem könnte sich der Portland-Guard orientieren?
Als sich Victor Wembanyama, damals noch bei Metropolitans 92, und Scoot Henderson, damals G-League Ignite, trafen, schaute die ganze Basketballwelt zu. Die beiden Top-Picks des kommenden Drafts im direkten Duell. Würde Henderson Wemby sogar den Thron streitig machen? Er machte es nicht. Da am Ende die Hornets an Nummer zwei wählten, und die bereits einen mehr als soliden Point Guard hatten, rutschte Scoot sogar bis auf Position drei ab. Eine Zwischenstation.
Während seiner ersten fünf Spiele in der NBA traf Henderson zwei seiner 21 Dreier. Bis zum All-Star Break kroch die Quote gerade so über die 30-Prozent-Marke (31 Prozent 3FG). Ein Problem: Scoot geht vor dem Wurf relativ weit in die Knie. Darunter leidet der Energietransfer. Das erklärt auch, dass der Wurf aus der Bewegung deutlich besser fiel als aus dem Catch and Shoot. Zwar schraubte Henderson seine Quoten im Laufe der Saison nach oben, gerade ein sicherer Wurf erscheint jedoch essenziell, um auch den Rest seines Spiels zu öffnen.
Punkte | FG% | 3P% | Assists | Rebounds |
---|---|---|---|---|
14,0 | 38,5 | 32,5 | 5,4 | 3,1 |
Zweifel, er könne seine Explosivität aus der G-League nicht in die NBA übersetzen, bewahrheiteten sich nach Startschwierigkeiten zwar nicht. Vielmehr tat sich Henderson noch schwer, mit Gegenspielern in unmittelbarer Umgebung gute Entscheidungen zu treffen. Das sollte sich mit mehr Erfahrung geben. Schließlich malte bereits seine Rookie-Saison eine Lernkurve. Immer wieder kam Henderson zum Ring, nahm dort 33 Prozent seiner Würfe. Nur hatte er Probleme beim Abschluss. Nur 46 Prozent der Würfe direkt am Brett schlichen auch wirklich durch die Reuse, womit sich Henderson unter den schwächsten Finishern der Liga befindet. Auch sein True Shooting von 48,9 Prozent lässt maximalen Verbesserungsraum.
Kein guter Start. Gleichzeitig kein Indiz für die Zukunft. Einerseits steigerte sich Henderson im Saisonverlauf, verbesserte neben seinem Shooting auch sein Playmaking, verteilte mehrfach mehr als 10 Assists. Andererseits sind Schwierigkeiten bei jungen Guards eher Regel als Seltenheit, wie ein paar illustre Beispiele nachdrücklich, genau, illustrieren.
Rookie Stats: 12,3 Punkte, 40,1 FG, 35,5 3FG, 3,9 Assists, 1,9 Rebounds
Ein Jahr kaum Basketball zu spielen, um danach direkt ein NBA-Team anzuleiten - es gibt einfachere Aufgaben. Fand auch Darius Garland heraus. Wegen einer Meniskus-Verletzung verpasste er abgesehen von fünf Spielen seine gesamte College-Saison und kam bei den Cavs entsprechend schwer in die Gänge. Wie Henderson zählte Garland zeitweise zu den unproduktivsten Spielern der Liga.
Wie bei Henderson konzentrierte sich ein Teil der Diagnose auf seinen Wurf von draußen - und genau den stabilisierte der Point Guard ab seiner zweiten Saison in den hohen 30ern. 2022/23 traf Garland sogar über 40 Prozent seiner Dreier. Auch seine Quoten von innerhalb der Dreierlinie steigerte er nach schwachem Start deutlich. Ebenso seine Entscheidungsfindung. Insgesamt entwickelte sich Garland zu einem vielseitigen Offensivspieler, der sowohl scoren als auch seine Teamkollegen einsetzen, der sowohl mit als auch ohne Ball Gefahr ausstrahlt.
Rookie Stats: 11,6 Punkte, 41,2 FG, 30,7 3FG, 4,4 Assists, 2,8 Rebounds
Leicht hatte es De’Aaron Fox zu Beginn seiner Karriere nicht. Häufig stand er mit diversen Non- oder halb-effektiven Shootern auf dem Feld. Keine optimalen Voraussetzungen für einen, der in seiner Rookie-Saison 8,4 Mal pro Spiel Richtung Zone rauschte. Am Ring traf er solide, für einen Guard (damals) ohne Wurf gleichzeitig ausbaufähige 60 Prozent.
Schnell war Fox schon immer. Über die Jahre kam auch die Effizienz hinzu. Mit 77 Prozent Quote am Ring zählte er 2022/23 zur absoluten Elite, letzte Saison waren es immer noch 67 Prozent. Über die Jahre lernte Fox, seine Explosivität so zu nutzen, dass er sich am Brett in gute Positionen bringt, zudem, wie er im Verkehrschaos unter dem Ring sicher abschließen kann.
Rookie Stats: 9,9 Punkte, 40,4 FG, 33,4 3FG, 2,1 Assists, 2,6 Rebounds
17 Würfe, keiner davon fand sein Ziel. Egal von wo, egal wie weit der nächste Defender entfernt war, Jamal Murray traf während seiner ersten vier NBA-Spiele keinen einzigen Wurf. Nikola Jokic war damals bereits da, jedoch noch nicht die sanfte Basketballgewalt von heute. Als Point Guard spiele Emmanuel Mudiay, auf der Zwei im Normfall Gary Harris. Dazu kam Will Barton, Denvers so geliebter Sixth Man. Murray musste sich erst einmal Spielzeit verdienen und steigerte sich tatsächlich bereits während seiner Rookie-Saison.
Als Barton und Harris verletzt fehlten, half er, Denver im Playoff-Rennen zu halten - wenngleich die Nuggets die Postseason am Ende knapp verpassten. Murrays True Shooting lag zwar leicht über Hendersons (51,8 Prozent), gleichzeitig jedoch ein Stück unter Ligadurchschnitt 2016/17 (55,2 Prozent). Der großer Sprung kam in Jahr zwei, wirklich explodierte der Kanadier jedoch erst in der Bubble, als er im Schnitt 24,4 Punkte sowie 6,3 Assists und 4,8 Rebounds auflegte. In Runde eins der Playoffs schenkte er den Jazz gleich zwei Mal 50 und je einmal 42 sowie 36 Punkte einschenkte.
Rookie Stats: 3,3 Punkte, 42,3 FG, 41,8 3FG, 2,1 Assists, 1,0 Rebounds
Nicht dass Steve Nash zu Beginn seiner Karriere nicht gut gewesen wäre. Während seines ersten Jahres Phoenix hatte er schlicht vier Guards vor sich. Entsprechend brachte es Nash auf lediglich 10,5 Minuten pro Spiel. Großen Einfluss nahm er also nicht. Gleichzeitig ließ er seinen sicheren Distanzwurf ebenso aufblitzen wie die Courtvision und das Organisationstalent, das selbst Marie Kondo erröten ließe. Über die ersten Jahre entwickelte sich Nash zu einem guten bis sehr guten Point Guard.
Dazu - und das hebt ihn deutlich von Henderson ab - kamen konstant hervorragende Quoten von draußen. Während seiner ersten acht Jahre in der Liga blieb der Kanadier lediglich einmal unter 40 Prozent von draußen. Zum alles im Griff habenden Organisator der besten Offense der NBA, zu einem besten Playmaker der Geschichte wurde er dennoch erst im neunten Jahr mit seiner Rückkehr zu den Suns.
Max Marbeiter