07.01.2025, 14:00
Viele Verbindungen bestehen
Seit mehr als 20 Jahren ist der Hamburger Medienmacher Niko Backspin eng mit der Hip-Hop-Kultur vernetzt. Als Basketball-Fan sucht er zum Start in das Jahr 2025 nach Verbindungen zwischen NBA-Spieler und Rap-Talent.
Wenn es so etwas wie eine echte Bromance zwischen zwei Kulturen gibt, dann zwischen Basketball und Hip-Hop. Beide sind aus der Straße gewachsen, beide sind vom Hustle geprägt, beide feiern die, die sich aus dem Nichts an die Spitze kämpfen. Auf dem Court und im Studio geht es um Skills, um Attitude und um Legacy. Kein Wunder also, dass Rapper den Basketball lieben - aber wären NBA-Spieler eigentlich gerne Rapper?
Warum ist es immer wieder Basketball, der in Hip-Hop-Texten auftaucht? Warum hört man keine Bars über Tennis, Eishockey oder Baseball? Und was macht Spieler wie Michael Jordan, Allen Iverson oder Kobe Bryant zu lebenden (oder ewigen) Rap-Zitaten? Lasst uns mal eintauchen und schauen, ob das nur auf Spieler, oder sogar auf ganze Teams zutrifft.
Sag "Basketball", und 99 von 100 Leuten denken an Michael Jordan. Der Typ ist nicht nur die größte Basketball-Ikone aller Zeiten, sondern auch eine der meistzitierten Figuren im Rap-Game. Wer sich mit MJ vergleicht, sagt damit eine Sache ganz deutlich: Ich bin besser als alle anderen. Punkt.
"MJ, 23, I'm one above you" - JAY-Z auf "Hola' Hovito". "Tryna be the new MJ and the new Jay" - Drake auf "9 AM in Dallas".
Doch ironischerweise hielt Jordan selbst Hip-Hop lange auf Distanz. Während er in den 90ern zum absoluten Basketball-GOAT wurde, wollte er sich nicht so richtig mit der aufkommenden Hip-Hop-Welle identifizieren. Gerüchte besagen, dass MJ sich weigerte, mit Rappern wie Chamillionaire ein Foto zu machen, und selbst Größen wie Method Man berichteten, dass Jordan sich nie wirklich als Teil der Hip-Hop-Kultur sah.
Dennoch wurde Jordan Brand und die Michael Jordan Sneaker durch Hip-Hop zum globalen Phänomen. Sneakerheads, Rapper und Streetballer machten Air Jordans zum ultimativen Statussymbol. Auf dem Court, auf der Straße. Egal, ob MJ Hip-Hop mochte oder nicht - Rap hat ihn neben seiner Karriere als Symbolfigur des US-Basketballs unsterblich gemacht.
Wenn Jordan der unantastbare GOAT ist, dann ist Allen Iverson der unsterbliche Underdog. Die NBA versuchte ihn zu bändigen - mit Dresscodes und Kritik an seinem Style. Aber AI ließ sich nicht ändern. Mit seinen Cornrows, Tattoos und Baggy-Shorts war er Hip-Hop in Reinform. Und das wohl gemerkt zu einer Zeit, in denen die Regeln der Liga strenger und Hip-Hop noch nicht im Mainstream angekommen waren.
"I cross over like Iverson" - The Game auf "Wouldn’t Get Far". "I be on my Iverson, strugglin’, survivin’" - Wale auf "Rather Be With You". "I feel like Allen Iverson, I don’t talk about practice" - Post Malone auf "White Iverson".
Dieser letzte Songtitel? Eine direkte Anspielung auf Iversons legendären "We talkin’ about practice?!"-Rant. AI steht für Kampfgeist, für Straße, für den Mut, gegen das System zu gehen. Und genau deshalb ist er einer der meistgefeierten Baller im Rap-Game.
Kobe Bryant war kein gewöhnlicher Basketballer - er war ein Obsessiver, ein Perfektionist, eine Maschine. Die "Mamba Mentality" bedeutet, nie zufrieden zu sein, immer besser werden zu wollen.
"Rest in peace to Mamba and baby Gigi" - Lil Wayne auf "Kobe Bryant". "Kobe doin' work, two-four on my shirt" - Lil Wayne auf "Kobe Bryant". "Had to get it out the mud, no wonder why Kobe played dirty" - Freddie Gibbs auf "Big Boss Rabbit".
Nach Kobes tragischem Tod 2020 explodierte die Zahl der Referenzen - Rap verneigte sich vor einem der größten Competitor aller Zeiten. Übrigens: Kobe versuchte sich selbst als Rapper, doch sein geplantes Album "Visions", mit der Single "K.O.B.E.", kam nie offiziell heraus - nachdem der Song floppte, ließ Sony das Projekt fallen. Kobe war auf dem Court eine Legende, aber am Mic konnte er nicht liefern.
Shaq ist eine absolute Ausnahme. Während Rapper davon träumen, Ball zu spielen, hat Shaquille O’Neal das Rap-Game selbst aufgemischt. In den 90ern brachte er vier Alben raus - das erste davon, Shaq Diesel, ging sogar Platin.
"I got a hook like Kareem but I’m cool like Shaquille" - Notorious B.I.G. auf "Gimme the Loot". „Big like Shaq / And the 20s they fly like bats” - JAY-Z auf "Can I Live II". „We sittin’ courtside, Shaq feet” - Drake auf "8 Out of 10".
Und ja, er hatte echte Rap-Features: The Notorious B.I.G., Method Man, RZA - Shaq war nicht nur ein NBA-Monster, sondern auch ein respektierter MC.
Sein Flow war solide, aber vor allem sein Status als Superstar machte ihn zu einer legitimen Rap-Figur. Während andere NBA-Spieler ihre Rap-Karrieren aus Spaß starten, war Shaq ernsthaft dabei - er performte live, hatte Radio-Hits und wurde von echten Hip-Hop-Schwergewichten respektiert. Heute ist Shaq als Analyst und Entertainer bekannt, aber sein Hip-Hop-Erbe bleibt bestehen - besonders für NBA-Spieler, die selbst Rap-Karrieren anstreben.
Heute gibt es einen neuen NBA-Star, der den Basketball-Rap-Thron für sich beansprucht: Damian Lillard aka Dame D.O.L.L.A.. Während andere NBA-Spieler mal aus Spaß rappen, nimmt Lillard die Sache richtig ernst.
Er hat mehrere Alben veröffentlicht, mit Features von Lil Wayne, Snoop Dogg und 2 Chainz. Sein Flow und seine Texte sind authentisch, keine simplen Basketball-Punchlines, sondern echtes Rap-Handwerk. Er performt live, geht auf Tour und wird als ernsthafter Künstler wahrgenommen. Dame’s Rap ist also kein Nebenprojekt - es ist eine echte Karriere neben der NBA. Er verbindet Basketball, Business und Bars auf eine Art, die es so vorher nicht gab.
New York ist die Geburtsstätte von Hip-Hop - und trotzdem haben die Knicks seit Jahrzehnten fast nur Schmerz verursacht (abgesehen von den letzten beiden Spielzeiten natürlich…). Das hält NYC-Rapper aber nicht davon ab, das Team trotz allem zu lieben.
Die Knicks sind in Hip-Hop-Texten oft Metaphern für Leid, Hoffnung oder Nostalgie. Viele Rapper, die aus NYC stammen, haben eine Hassliebe zu dem Team:
· Nas - "Success" (feat. JAY-Z) "I guess I blew up quick / ‘Cause friends I grew up with see me as a preemie but I’m not and my Knicks hat tilt" ? Nas nutzt seine Knicks-Cap als Symbol für seine Herkunft - und für seinen Stolz, egal wie schwierig die Lage ist.
· Dave East - "It Was Written" „My pops watching Knicks games, I was schemin’ on a brick” ? Dave East verbindet Knicks-Spiele mit Erinnerungen an seine Kindheit in Harlem.
· Fabolous - "So NY" „I been killing them since them Knicks had number nine” ? Eine Erinnerung an die Latrell Sprewell-Ära, als die Knicks noch für echten Streetball-Spirit standen.
Die Knicks sind nicht einfach nur ein Basketballteam - sie sind ein Symbol für New York selbst. Für Loyalität trotz Rückschlägen. Für die Hoffnung, dass es irgendwann wieder besser wird.
Drake hat als Kanadas größter Rap-Star die Toronto Raptors weltweit sichtbar gemacht. Seine Rolle als "Global Ambassador" war nicht nur symbolisch - er half, das Team als Hip-Hop-affine Marke zu etablieren.
· "Drake Night" & OVO x Raptors: OVO (das Fashion Label von Drake) hat exklusive Jerseys und Merch für die Raptors entworfen.
· Finals-Run 2019: Während des Championship-Runs war Drake omnipräsent am Spielfeldrand, provozierte Gegner und feierte mit den Spielern.
· "Started from the bottom, now we here" wurde zur inoffiziellen Hymne der Raptors.
Drake hat es geschafft, Toronto als Basketball-Stadt auf die Hip-Hop-Weltkarte zu setzen. Sein Einfluss zeigt: Hip-Hop ist nicht mehr nur Soundtrack für die NBA - er ist integraler Bestandteil ihrer Identität.
Die NBA hat Hip-Hop längst als offiziellen Soundtrack akzeptiert. Rapper sind Courtside, NBA-Spieler tauchen in Hip-Hop-Formaten auf oder trauen sich sogar selbst ans Mic. Streetwear verbindet beide Welten, die Cultural Codes von Legacy und Skill-Set sind nahezu identisch, und Sneaker sowie Trikots sind das gemeinsame Statussymbol.
Niko Backspin