12.08.2024, 11:14
Deutschland wird bei Olympia Vierter
Die DBB-Auswahl hat bei Olympia in Paris eine weitere Medaille verpasst. Am Ende wurde es nur der undankbare vierte Platz für Deutschland. Dennoch war es ein weiteres gutes Turnier für das DBB-Team, das zeigen auch unsere Abschlusszeugnisse.
Die dritte Medaille in drei Jahren wurde es dann doch nicht. Die DBB-Auswahl spielte lange Zeit erneut auf hohem Niveau, letztlich kostete ein schwacher Auftritt (das Halbfinale gegen Frankreich) dem Team die verdiente Belohnung. Der Großteil der Spieler lieferte erneut gute Leistungen, für den ganz großen Wurf fehlten diesmal aber Kleinigkeiten.
Stats: 17,2 Punkte, 2,5 Rebounds und 7,5 Assists bei 45,8 Prozent FG und 39,1 Prozent Dreier in 31,4 Minuten (6 Spiele)
Die Erinnerungen an die Spiele gegen Frankreich und Serbien vernebeln etwas die Wahrnehmung, da Schröder in den ersten vier Partien ein richtig gutes Turnier absolvierte. Sein Wurf fiel, er band seine Mitspieler ein und traf vor allem im Viertelfinale gegen Griechenland viele richtige Entscheidungen, als die Hellenen den Aufbauspieler der Brooklyn Nets massiv unter Druck setzten. Es war jedoch auch die Blaupause für Frankreich und Serbien, die beide besseres Personal hatten, um Schröder zu (ent)nerven. Es war trotzdem ein über weite Strecken gutes Turnier, aber nicht auf dem Niveau der vergangenen beiden Jahre, als Schröder die Events mit prägte - Note: 2,5
Stats: 0,7 Punkte, 0,3 Rebounds und 1,3 Assists bei 20 Prozent FG in 7,1 Minuten (3 Spiele)
Für den einstigen Sixth Man lief es dagegen nicht. Nach einer Dribble-Orgie inklusive Turnover gegen Brasilien spielte er mit Ausnahme von zwei Minuten im Spiel um Bronze überhaupt nicht. Eine umstrittene Maßnahme, allerdings betrieb Lo in der Vorbereitung und den ersten beiden Spielen kaum Eigenwerbung. Über ein wenig Entlastung beim Kreieren hätten sich Schröder und Franz Wagner sicherlich gefreut. Für eine Bewertung spielte Lo eigentlich zu wenig, doch da er für die Rotation fest eingeplant, war es schlichtweg zu wenig - Note: 5
Stats: 3,7 Punkte, 1,3 Rebounds und 1,8 Assists bei 36,8 Prozent FG und 26,7 Prozent Dreier in 17,4 Minuten (6 Spiele)
Zwei Spiele stachen heraus: Das Viertelfinale gegen Griechenland sowie das Serbien-Spiel, in dem NWB seine vielleicht beste Vorstellung im DBB-Dress zeigte. Giftig in der Verteidigung, entschlossen im Umschaltspiel, umsichtig im Halbfeld sowie mit vereinzelten Drives erfolgreich. Gerade offensiv kam in den anderen Partien zu wenig, wobei er bei den Bayern schon unter Beweis gestellt hat, dass er es kann. Schlussendlich war Weiler-Babb nicht das erhoffte Upgrade - Note: 4
Stats: 6,2 Punkte, 0,7 Rebounds und 0,8 Assists bei 44,4 Prozent FG und 40 Prozent Dreier in 18,6 Minuten (6 Spiele)
Seine Vorbereitung war bärenstark, nicht nur wegen des USA-Spiels. Den Schwung konnte der Shooter nur bedingt mitnehmen. Die Gegner hatten sich besser auf Obst eingestellt, gleichzeitig fiel dieser Herberts Bevorzugung von Defense immer häufiger zum Opfer. Zugegeben, Obst bekleckerte sich in dieser Disziplin nicht mit Ruhm, aber Obst war mit Ausnahme des Griechenland-Spiels (Plus-Minus: -1) immer ein positiver Faktor. Dass der 28-Jährige auch mal den Ball auf den Boden setzte und attackierte, gab es jedoch zu selten. Von 27 Würfen kamen nur zwei aus dem Zweipunktebereich. Durch starke Turniere hatte er die Messlatte höher gelegt, bestätigen konnte er es nur bedingt - Note: 4
Stats: 18,5 Punkte, 5,8 Rebounds und 2,5 Assists bei 46,6 Prozent FG und 20 Prozent Dreier in 32,0 Minuten (6 Spiele)
Sein Wurf war in der Vorbereitung das große Thema und mit einigen Ausnahmen blieb es dabei, dass Wagner vor allem in Catch-and-Shoot-Situationen seinen Touch verloren hat. Trotzdem dominierte der 22-Jährige für Deutschland, lediglich im Halbfinale wirkte er hier und da merkwürdig passiv und zögerlich. Mit durchschnittlich 18,5 Punkten war Wagner dennoch Deutschlands Topscorer, weil seine Drives im Eins-gegen-Eins kaum zu stoppen waren. Früher oder später wird er Schröder als das Gesicht der Nationalmannschaft ablösen - Note: 2
Stats: 9,2 Punkte, 3,7 Rebounds und 0,7 Steals bei 57,6 Prozent FG und 58,3 Prozent Dreier in 21,9 Minuten (6 Spiele)
Bonga war der konstanteste Spieler im deutschen Team. Der 24-Jährige verteidigte stets hart, dazu diverse Positionen und erfüllte auch seine Rolle im deutschen Angriff mehr als zufriedenstellend. 14 verwandelte Dreier bei einer Erfolgsquote von 58,3 Prozent sind herausragend, oft kamen sie in wichtigen Momenten. Vom Volumen konnten dies nur Stephen Curry (22), Schröder und Bogdan Bogdanovic (je 18) übertreffen. Niemand im DBB-Team füllte seine Rolle besser aus - Note: 1,5
Es war klar, dass der 33-Jährige nur in Notfällen zum Einsatz kommen würde, solche gab es diesmal nicht. Giffey spielte nur in den beiden Spielen gegen Frankreich jeweils 13 und zwölf Sekunden, weswegen eine Bewertung nicht möglich ist.
Stats: 7,8 Punkte, 7,0 Rebounds und 1,5 Assists bei 50 Prozent FG und 37,5 Prozent Dreier in 22,7 Minuten (6 Spiele)
Gefühlt baute Theis im Vergleich zur WM ein wenig ab, auch wenn die Stats und Quoten passten. Das liegt vornehmlich an der 7/7-Performance gegen Japan, danach traf er nie über die Hälfte seiner Würfe. Vor allem die kleinen Sprungwürfe und Floater fielen diesmal nicht und auch die Connection mit Schröder war seltener zu sehen. Defensiv meist auf der Höhe, dazu aktiv unter dem Korb, aber gegen die Physis der Franzosen und die Brillanz von Nikola Jokic war auch er machtlos - Note: 3,5
Stats: 4,5 Punkte, 4,3 Rebounds und 0,8 Assists bei 41,7 Prozent FG und 38,5 Prozent Dreier in 18,3 Minuten (6 Spiele)
Dem Co-Kapitän ist das Alter langsam anzumerken. Seine Aktionen wirkten nicht mehr so spritzig, auch in der Verteidigung konnte er seine Länge nicht mehr so einsetzen wie gewohnt, da er oft etwas spät dran war. Herbert zog schließlich im Serbien-Spiel zur Pause die Bremse und setzte den Center nicht mehr ein. Immerhin fielen die Dreier über das gesamte Turnier gesehen gut - Note: 4
Stats: 9,8 Punkte, 3,7 Rebounds und 2,0 Assists bei 50 Prozent FG und 22,2 Prozent Dreier in 17,0 Minuten (6 Spiele)
Es wechselten sich bei ihm mal wieder Licht und Schatten ab. Der Magic-Big hatte gute Stints mit viel Energie, Hustle und erfolgreichen Körben in der Zone. Auf der anderen Seite standen aber oft übermotivierte Fouls und teils kopflose Aktionen. Verbesserungspotenzial gibt es zudem noch im Abschluss, zu oft wurden nach guten Moves scheinbar einfache Leger vergeben. Zumeist überwog wie so oft das Positive, so ist es aber oft mit dem älteren Wagner-Bruder - Note: 3
Stats: 5,5 Punkte, 3,0 Rebounds und 0,5 Assists bei 54,2 Prozent FG und 28,6 Prozent Dreier in 17,1 Minuten (6 Spiele)
Vor dem Turnier war Thiemann wegen Knieproblemen lange ein Wackelkandidat, Herbert nahm den Ex-Alba-Kapitän trotzdem mit. In Erinnerung bleiben gute Spiele gegen Griechenland und Serbien, ansonsten aber nicht mit dem gleichen Impact des Vorjahrs. Hier und da zeigte er seine tollen Postmoves, meist waren es eher Hustle Plays - Note: 3,5
Wie bei Giffey war klar, dass da Silva als fünfter Big kaum spielen würde, am Ende waren es 13 Sekunden zum Vorrundenabschluss gegen Frankreich. Seine Zeit wird noch kommen (gleiches gilt für seinen Bruder Tristan), mit bald 26 Jahren hat der Münchner noch seine besten Jahre vor sich und im deutschen Frontcourt gibt es ein paar Kandidaten, bei denen ein Rücktritt möglich erscheint (Voigtmann, Theis) - keine Bewertung.
Der Fokus lag bei Olympia noch einmal mehr auf der Defense, die mit Ausnahme des Serbien-Spiels (es war vor allem die individuelle Klasse von Nikola Jokic) sattelfest stand. Aber: Die offensiven Glanzpunkte fehlten. Es wurde mehr und mehr Eins-gegen-Eins gezockt, zu selten gelangen dem DBB-Team lange Pass-Stafetten, die in offenen Dreiern mündeten. Noch während des Brasilien-Spiel kürzte Herbert seine Rotation weiter ein, bevorzugte stets Weiler-Babb über Lo. Und: Die Entscheidung, Franz Wagner im zweiten Viertel im Halbfinale lange vor Foulproblemen zu schützen, entpuppte sich als kostspielig. Dennoch: Diese Mannschaft hatte erneut eine klare Identität, das ist vor allem ein Verdienst des Coaching Staffs. Sein Abschied als Bundestrainer wird schmerzen - Note: 3
Robert Arndt